Weltverbesserer
Beginn
Manch Gedanke
in der Nacht
hat mich um den Schlaf gebracht.
Kam er in der Tagessonne
schrieb ich ihn auf
mit voller Wonne.
Grundlage aller dieser Zeilen ist ein dekadent optimistischer Realpessimismus mit permanentem
Wirklichkeitsbezug.
Der Tod (11/95)
Und wenn es heut auch anders ist
als an den and’ren Tagen.
Denk nicht, das Dich der Tod vergißt,
auch Dir geht’s an den Kragen.
Grad deshalb ist es wunderschön,
das einzig nackte Leben.
Warum soll ich denn von hier gehen,
den Abschluss schon anstreben?
Ich frage mich (doch ziemlich selten),
kommt gar nichts hinterher?
Ein Idealist lässt das nicht gelten,
ist Engel sein nicht mehr?
Für mich selbst (ist schon entschieden),
ich eile als Photonenstrahl
nach meinem Tode durch das All
und schau, ob’s andern schlimmer geht.
Das interessiert mich, ihr versteht.
Den Tod, ihn fürcht ich nicht,
das Leben ist gemeiner!
Doch vor dem Dazwischen ist mir bang,
man stirbt heut viel alleiner.
Miro
Selbstbestimmung durch Selbstverbrennung
Rezept (12/00)
Sonnenschmerz fühlt mein Herz.
Schlechte Welt nicht gefällt.
Lieg im Schnee, Kopf tut weh.
Seelenpein,
Witt muss rein
und auch die Lakaien.
Fell versengt, Herz gesprengt,
große Not, Vertrauen tot,
Nur genarrt, Liebe starb.
Ganz allein
Seelenpein,
Witt muss rein
und auch die Lakaien.
Worte2 (04/02)
Worte
können schmerzen
Worte
können scherzen
Worte
lassen dich erröten
doch Worte
können töten
mit Worten
machst du Politik
um Worte
geht`s im Krieg
für Worte
gibt`s den Sieg
gebrauch sie mit Bedacht
Worte geben Macht
spricht Väterchen zu seinem Sohn,
ein kaltes Grinsen ist sein Lohn.
Eh Alter, du und deine Psalme
bringen mich langsam auf die Palme.
Ins Ohr die Stöpsel,
so wie immer,
verlässt der Sohn
wortlos das Zimmer
und genießt total beknackt
Worte
in Musik verpackt.
mein Schatz (06/13)
Es läuft, es fließt, die Feder kratzt
auf schmutzigem Papier.
Der Kopf, er schüttelt Silben raus,
ein schlimmes Wortgetier.
Die Hand agiert, der Finger schreibt,
es fügt sich Satz für Satz.
Zum Schluss steht dort ein Ungetüm,
trotzdem mein größter Schatz.
Angst (07/13)
Jetzt habt ihr mich umzingelt,
geh weinend in die Knie,
bedecke meine Augen,
schreie wie ein Vieh.
Den Nacken tief gebeugt,
erwarte ich eure Prügel,
passieren tut noch nichts.
Mir wird trotzdem übel.
Blinzle durch die Hände,
Stiefel stehen dort,
bereit mich zu zertreten.
Ich will hier nur fort.
Die Stille macht mir Angst.
Ich will hier nur weg.
Die Stiefel bleiben stehen,
rühr’n sich nicht vom Fleck.
Hab jetzt aufgegeben,
schau euch ins Gesicht
und seh das erste Mal
in euren Augen Licht.
Das mich wärmt und hält,
das mich liebt und schützt
und frage mich allmählich,
wem meine Blindheit nützt.
also doch 11/2015
Erblicke ich dies süße Mädel,
qualmt mir gleich der ganze Schädel.
Auf der Zunge hab ich Schlieren,
kann kein Wort mehr formulieren.
Schaut sie mich noch lächelnd an,
schlägt´s mich ganz in ihren Bann.
Mein Puls rast, dann geht er runter,
schlaf ich oder bin ich munter?
Frag ich meinen Therapeuten,
was hat dies nur zu bedeuten,
grinst er nur und sagt zufrieden,
auch Autisten können lieben!
Therapie 08/2016
Gibst du Wörter mir zum Spielen,
kann ich schon beim Hören fühlen.
Wirfst mir hin die Dämmerstunde,
konter ich mit Lebensrunde.
Blau ist kühl und geil ist prall
und so werfen wir den Ball,
alle Assoziationen,
welche in den Köpfen wohnen.
Mir machts Spaß und du musst deuten,
gehörst ja zu den Therapeuten.
Dieses Spiel läuft über Wochen,
also muss ich darauf pochen,
du sollst mich hier therapieren
und nicht meinen Kopf sezieren!
Hilf mir, mein Problem zu lösen,
sonst kann ich auch ne Stunde dösen!
Deine Augen sehr betroffen,
erklären mir nun ziemlich offen,
sanft gepolstert soll mich betten,
denn ich wär wohl nicht zu retten.
Dieses Köpfchen, noch mit Haaren,
lebt in seinen letzten Jahren.
Oktophren sei mein Verhalten,
das heißt, ich sei aufgespalten.
Doch sie scheinen sich zu kennen,
da sie um die Wette rennen.
Leg rechts den Blauen auf den Tresen,
links greift zu, wie nichts gewesen.
Nick mir zu, ist nicht so wild,
erheb mich … vor dem Spiegelbild.
Winter 01/2017
Nun ist sie da, die neue Welt,
er hat es doch vollbracht.
So ruhig, still, entspannend schön,
gestaltet über Nacht.
Bis in späte Mittagsstunden
hat er dafür Zeit gefunden.
Das, was ich seh, das ist perfekt,
alles unter weiß versteckt.
Dies macht mich leise und bedächtig,
ja, er ist schon ziemlich mächtig.
Seine imposanten Horden
kamen diesmal aus dem Norden.
Ich kann nur ein paar Krähen hören,
dies tut mich nicht weiter stören.
Hier im Wald geschah sein Wille,
er herrscht absolute Stille.
Abschiedsdank 01/2017
Was hab ich mit Gevatter Hein gepokert manches Spiel,
auch wenn Gevatter stets verlor, gelacht haben wir sehr viel.
Jetzt hält Hein mich fest im Arm,
fühl mich geborgen, mir ist warm.
Zwar geht’s mir heftig an den Kragen,
doch wollt ich nochmal danke sagen,
allen Menschen die ich gerne kenne.
Erwartet nicht. das ich jetzt flenne.
Es war schön, den Weg mit euch zu gehen,
wie es weiter geht? Ich wird es sehen.
Mein Leben so im Nachhinein
hätt können gar nicht schöner sein.
Ich musste niemals Hunger leiden
und konnte mich stets frei entscheiden.
Ich durfte zwei Mal Leben geben
und musst es niemals jemand nehmen.
Ach wie gern, würd ich jetzt lachen,
und übers Leben Witze machen,
doch die letzten Zeiteinheiten
sollten Demut stark verbreiten.
Sterben manche mit einem Winseln,
verkneif ich mir ein freches Grinsen.
Lebenstraum 07/2018
Sitze nackig auf dem Baum,
in der Ferne tanzt mein Traum.
Muss jetzt durch die Lüfte gleiten
meinen Traum zu mir zu leiten.
Seh mein Traum noch viel ferner
und es wird schon wieder wärmer.
In den dunkelkalten Massen
kann mein Traum doch nur verblassen.
Will ihn aber mir erhalten,
also darf er nicht erkalten.
Tu die Lippen mir befeuchten
und mein Traum beginnt zu leuchten.
Auch beginnt er jetzt zu schweben,
unter mir vibriert ein Beben.
Ohne Schwingen muss marschieren
oder Reiten auf den Tieren.
Und ich eile, spüre, hetze,
meinem Traum nach mit Gewetze,
durch das Leben mit Gerase,
plötzlich platzt die Seifenblase!
Schaue auf den blassen Schaum,
denn nichts andres war mein Traum,
still beginne ich zu wimmern,
wusste stets in meinem Innern,
auch wenn wir uns für sie zerfetzen,
sie das Leben nie ersetzen!
Appetit / Völlerei 03/2019
Hatte die Nacht getrunken
und brach den Morgen aus.
Ganz tief im Grau versunken,
starb der Sonne Opfertod.
Teilte mittags unser Brot,
der Tränenfluss versiegte,
schon am Abend war ich tot.
Wie sollt ich’s Leben lieben?
Schützend Hände über mir
konnten nicht bewahren
diese wilde Lebensgier.
Ich kaute leere Erde.
In der Stille stirbt mein Wille,
fühllos in den Dunst getrieben,
ohne Sicht auch meine Brille,
gefühlsblind durch das Leben.
Fein zerstäubte Wassermassen
tosen laut um mich herum,
lassen jede Sicht verblassen,
schalten jede Regung stumm.
Habe nun den Tag gefressen
und kotzte Rache aus.
Altes Leiden nun vergessen,
vergaß mich selbst …
zehrte mich auf.
…
..
.
Hatte mich schon fast verzehrt,
da fiel’s mir plötzlich ein.
Hatte mich noch nie verehrt,
jetzt fress ich mich, oh nein!
Nahm endlich jetzt das Leiden an
und lernte zu genießen.
Durch Leid ich wieder lieben kann,
es kann mich nicht verdrießen.
Fürbitte 08/2019
Ich streif durch meinen Wald allein,
wollt niemand mich begleiten.
Der Wind streift durch die Kronen fein,
er kann auf ihnen reiten.
Dunkel wird es unter Buchen,
Eichen lassen dir das Licht,
solltest du mal Leichen suchen,
unter Eichen sind sie nicht.
Dicht an dicht schießen die Birken,
Kiefern haben es hier schwer,
Ahorne wie Unkraut wirken,
Eschen wachsen hier nicht mehr.
Die Skelette von den Fichten
sind bedrohlich anzusehen.
Wasser fanden sie mitnichten,
starben ab und blieben stehen.
Hier im Boden tobt das Leben,
Insekten, Würmer und Myzel,
muss bei jeden Schritt erbeben,
sind vom Wald die gute Seel.
Höre das Bölken einer Fähe
und das Fiepen einer Ricke.
Die Rotte Schwarzwild in der Nähe
bricht nur kurz durch meine Blicke.
Sehe, wie die Krähen treiben
Milanpärchen weg vom Nest,
Sperber werden zu Zielscheiben,
Krähen feiern Schützenfest.
Lasst sie wachsen, wuchern, moosen,
überbordene Natur,
sollte überall so tosen,
wie in meinem Wald und Flur.
Superheld 11/2019
Ich geh, ich lauf
und zieh mein Schwert,
Gegner sich beiseite ducken,
ich mach nichts verkehrt.
Hör schon wieder diese Stimme:
… pa … stich …
Zieh die Edeldame heftig zu mir,
nur zu ihrem Schutz,
warm schmiegt sie sich an mich,
purer Eigennutz.
Hör schon wieder diese Stimme:
… pa … hau …
Dieser Angriff kommt von hinten,
spring neben die Zeit,
Gegner sieht nur große Leere,
bin jederzeit bereit.
Hör schon wieder diese Stimme:
… pa … kill …
Unverletzt an einer Tafel,
schenkt dem Liebchen ein.
Ihr Antlitz wird mein Augentrost,
seh mein Töchterlein.
Hör schon wieder ihre Stimme:
P a p a, i c h w i l l K a k a o!
Leben erlaubt 05/2020
Mein Leben lebt mich einfach so,
hatte noch niemals die Kontrolle.
Doch was sollt mich daran stören?
Wir haben uns nicht in der Wolle.
Es läuft, es flutscht, es plätschert so,
mal unten und mal oben.
Grundsätzlich ich gesegnet schein,
bin biophil nicht -phoben.
Unerschüttert Urvertrauen
lässt mein Leben laufen.
Warum soll ich schmieden noch?
Will mein Glück nicht kaufen!
Nehm mein Geschenk vollständig an,
ich schau ihm nicht ins Maul.
Viel länger ich genießen kann,
zum Neiden viel zu faul.
~Du bist auf der Welt, um zufrieden zu leben, nicht um enttäuscht zu sterben~
der Schrei 07/20
Die Welt bleibt in den Fugen,
durch die er sich gerad zwängt.
Hört sich zwar komisch an,
er fühlt sich meist beengt.
Wohnt seit Jahren in den Höhlen,
hat sehr dünne Haut.
Leuchtet, wenn es dunkel wird,
vor Menschen es ihm graut.
Schaut auf diese Menschenwelt,
Liebe, Kriege, Neid und Tod,
Abgründe der Menschlichkeit.
Der Mond verfärbt sich rot.
Manchmal fließt ein Bach der Trauer
stöhnend tief ins Tal,
fangen Schwäne an zu singen,
spürst du ihre Qual?
Söldner suchten oft schon dort
mit Waffen, Drohnen, Hunden,
kriegten ihn niemals zu fassen.
Blindtaub sind die Gesunden.
Er tönt hier wie Urgewalt
und wird dort leise stumm.
Schon ewig läuft die Jagd auf ihn,
nichts bringt ihn wirklich um.
Durch uns er niemals ruhen kann,
immer muss er weiter,
Missgunst, Hader, Eifersucht
quält wie gelber Eiter.
Ich wünsch es ihm und träum davon,
komm bald, du schöne Zeit,
dass er mal länger ruhen kann,
der Schrei nach Gerechtigkeit!
ein Lächeln 07/20
Dieser Abend lacht dich aus,
bringt kein Licht mehr in das Haus.
Bist allein unter den Massen,
Erinnerungen verblassen.
Schwere Nacht macht es nicht besser,
schneidet tief mit scharfem Messer.
Kannst nicht mehr auf Fühlung gehen,
denn sie würden s nicht verstehen.
Auch der Tag kann dich nicht heilen,
tote Leere will verweilen.
Keine Schmerzen und kein Fühlen,
die in deinem Körper wühlen.
Leere Blicke auf das Leben
sind ein ohnmächtiges Schweben.
Suchst am Morgen keinen Sinn,
scheint ein Nichts tief in dir drin.
Alles tröpfelt über Wochen
tiefer in die müden Knochen,
ist schon so was von normal,
ist für dich gar keine Qual.
Ein Lächeln, das von Herzen kommt,
lässt dich sanft erwachen.
Das Leben wieder spüren kannst
und auch wieder lachen.
läuft 11/2020
Wir laufen, wir eilen,
wollen niemals verweilen.
Wir trinken, wir saufen,
wollen niemals verschnaufen.
Wir essen, wir fressen,
sind völlig besessen
von Haben und Wollen,
wir sollten uns trollen, nicht grollen.
Wir rasten, wir rosten,
vom Leben nur kosten.
Augenblicke genießen,
die andre verdrießen.
Wir sitzen, wir warten,
wollen niemals mehr starten.
Wir liegen, wir lieben,
wir wachen, wir lachen, wir machen.
Wir greinen, wir weinen,
wollen uns vereinen.
Wir zaudern, wir zaubern,
wollen niemals erschaudern.
Wir feiern, wir feten
im Dorf und in Städten.
Wir weben das Leben
für jeden ein Regen voll Segen.
geheilt 08/21
War schon ewig am Sortieren,
Million Stücke zum Drapieren,
waren früher mal ein Ich,
heute glücklich fürchterlich.
Ja, du warst so schön von ferne,
sonnte mich in deiner Wärme,
wollte mit dir fusionieren,
gingen zart am Meer spazieren.
Unser nettes Strandgeplauder
erzeugt einen Fieberschauder,
tiefer wird der Dialog,
der uns in den Himmel hob.
Als wir dann zusammen lagen,
spürt‘ ich‘s Brennen deiner Narben.
Las sie aus, wollte es wissen,
dieser Schmerz hat mich zerrissen.
Diese Narben in dem Körper
zeigen mir die mordend Wörter,
die darin verschwunden sind,
trotzdem lieb ich deinen Grind.
Unsre Liebe, heiße Flammen,
schweißt mich wieder neu zusammen,
leer bleibt nun der Tränenteich,
ziehen ein ins Königreich.
Eistanz 11/21
Brauch gute Gedanken,
nicht geifernde Wut,
ich setz mir selbst Schranken,
bricht nicht meinen Mut.
Nebeling bringt endlich Frost.
Im Kopf, da fahren Panzer,
Ketten klingeln unter Rost,
brauch Regenbogenpflanzer.
Draußen lobt der Frost den Boden,
ich mich stumm dazu gesell,
in den depressiven Roben
kommt es nun zum Geistduell.
Wutgedanke im Erstarren,
Eiseskälte kräftig packt,
schnell entkräftet, kurz verharren,
klirrend nun zu Grunde sackt.
Tanze auf den Wutkristallen,
Pirouettenpogo sanft,
versuch, nicht darauf zu fallen,
lache laut und unverkrampft.
Wunschtraum 12/21
Endlich bin ich
grenzenlos unendlich,
umhüllt von schützenden Unendlichkeiten,
in Euch, mit Euch,
glücklich – Wir.
Empathie 01/22
Deinen Zorn zieh ich auf’s Schild
gehärtet aus den Tränen
uns’rer Sehnsucht unstillbar,
der Zorn zerfließt als Schemen.
Deine Liebe schlürf ich in mich,
vergeude kein Karat.
Atme tief dein Lächeln ein,
für ewig aufbewahrt.
Zwiestreit 06/22
Ich wandele im Eichenhain
und höre leise Stimmen.
Die alten Götter flüstern leis,
das Feuer könnt’ noch glimmen.
Ich werf mich nieder in den Staub,
das Haupt trotzig erhoben.
Viel Blut an euren Händen klebt,
warum soll ich euch loben?
Erzürnt, erbost kommt Widerspruch,
so sei es nie gewesen!
Mensch starb stets durch Menschenhand,
Götter nur Herrschaftsthesen.
Der Mensch den falschen Göttern folgt
und stürzt so ins Verderben,
denn der Besitz von Geld und Macht
erzeugt viel Blut und Scherben!
Ich fach das Feuer wieder an,
jetzt reinigt diese Welt!
Die Antwort prompt, ist euer Part,
wir fühlen uns verprellt.
funktioniert 07/22
Küsse deine feuchten Wangen
und erkläre unbefangen,
würd’s auch heulend mit dir machen
und schon fängst du an, zu lachen.
Glücksbringer 08/22
Ich breite meine Schwingen aus
und schweb durch eure Träume,
begeistert, lachend, hoffnungsvoll,
manchmal nur dunkle Räume.
Ich öffne meine Lippen leicht,
küss zärtlich eure Kehlen.
Ich wünsch mir eure Träume feucht,
um sie euch dann zu stehlen.
Mit warmen Fingern fahr ich lieb
entlang an euren Hüllen,
um Glücksgedanken sacht und zart
holdselig aufzufüllen.
Beziehungsarbeit 11/22
Ungesagtes traf so tief, ließ uns still erleiden.
Anfangs war’n wir so naiv, konnten’s nicht vermeiden.
Schmerzend schwieg ich Scherben, es blutet sonst beim Reden.
Wir wollten’s nicht verderben, doch kreuzten sich die Degen.
Wir lieben und wir streiten uns pausenlos und gern.
Zusammen nur gesunden, gemeinsam wir’s erlern’.
Nicht alles hinterfragen, nehmen ohne werten,
gebend liebes sagen, schafft fröhlich bunte Gärten.
alles weiß 12/22
festen Schrittes ausgeruht stampfen wir ins Morgenrot,
gläsern glitzern die Eiskristalle an den Bäumen,
knackend brechen alte Zweige unter dem Schneehauch,
unser Atem prasselt durch die Stille,
noch ist der Mond zu sehen,
Wölfchen sichert unsern Weg,
die Fähe lässt sich heut nicht blicken,
unsere Stimmen hallen über den See,
ich richte dir die Krone, bevor deine Silhouette verblasst,
du winkst mir von der anderen Seite zu,
sitze allein am Eisloch und lächle,
denke an dich,
... erkenne dein Antlitz über mir
Toleranz 02/23
Deine Wahrheit ist nicht meine,
doch ich lasse sie dir gern,
hängen doch nur an der Leine,
echte Wahrheit ist so fern !
Wechs’le gern die Perspektiven,
um zu lernen, zu versteh’n,
damit wir im präventiven
Kontext beieinander steh’n.
Deine Meinung soll mir gelten,
wäge meine mit Bedacht.
Trennen uns darin auch Welten:
Wahre Freundschaft heißt die Macht.
Hoffnung 04/23
Immer wenn der Tag erstirbt,
muss ich mich zerteilen.
Funken streben durch die Nacht,
möchten euch ereilen.
Werd zum warmen strahlend Licht,
dring tief in euch ein,
stärke eure Zuversicht.
Seid niemals allein.
Bin der Lichtblick, bin der Tag,
auf stets neu erscheine.
Herrscht auch grade Finsternis,
blühen Hoffnungskeime.
der Tod 08/23
Ich sah so viele rennen,
wahrscheinlich vor ihm weg
und letzten Blicks erkennen,
es hatte keinen Zweck.
Er holte sie sich alle,
verrieselt war der Sand.
Ich geh dem Tod entgegen,
nun schon ein Leben lang.
Ich fühl mich nicht verwegen,
doch mir ist auch nicht bang.
Genußvoll und zufrieden
geh ich zum letzten Stand.
Sternenkuss 10/23
Aus der Galaxie verstoßen,
treibe ich im leeren Raum.
Alle mein Zukunftspläne
bleiben ein absurder Traum.
Meine Kraft ist nicht erloschen,
ziehe weiter, strahle hell
und ich raube fremde Kinder,
zieh sie unter meine Shell.
Komme endlich in Gestade,
die des Sehers Rohr nie sah
und ich spür dich hier inmitten
dieser kunterbunten Schar.
Ja, dein Leuchten ist verschwunden,
doch du ziehst mich magisch an.
Ich umkreis dich ein paar Runden,
hälst mich fest in deinem Bann.
Zelebrieren einen Reigen,
schreiten unsern letzten Tanz,
wenn wir uns pompös vereinen,
ists ein Abgang voller Glanz.
Lebenssinn 10/23
Die Suche nach des Lebens Sinn
erschöpft wohl euer Leben?
Falls ihr ihn mal gefunden habt,
was wird er euch wohl geben?
Die Suche lässt euch leicht vergessen,
dieses Leben ist bemessen,
selbst wenn ihr bis zum Ende rennt,
wen scherts, ob ihr den Sinn erkennt?
Vergebung 11/23
Gedanken der Vergangenheit sind lange ausgelöscht,
Funken der reifen Vernunft brennen langsam heller.
Oftmals versuchte ich Abbitte zu leisten, doch wie?
Zeichnete Weggefährten mit Furchen der Verletzung,
verlor mich selbst in tiefen Gruben des Wahnsinns.
Aufrecht trage ich schwere Schuld.
Die Kerzen in euren Fenstern machen sie leichter,
jedes Licht verspricht lächelnde Vergebung,
auch in meinem Fenster ein Leuchten
– für euch.
Abschied 01/24
in die Augen tiefer Blick
Worte wären verschwendet
Hände ruhen ineinander
ich werde dich verlassen
ich muss voran gehen
immer der Erste sein
dir einen Platz frei halten
neben mir auf der Wolke
lass dir bitte noch Zeit
determiniert 01/24
Ich las grad ein altes Buch
mit intressanten Thesen.
Es schildert auf zehn Seiten
mein Leben bis gradeben.
Erschütternd terminiert,
beschrieben Punkt für Punkt,
der Autor wohl Prophet,
mein freier Wille Schein.
Alles ist vorherbestimmt,
mein Glaube bricht zusammen,
um ihn mir zu bewahren,
werd ich das Buch verbrennen.
Leben 01/24
Dem Morgen graute, als ich erwachte.
Der Mond schob sich schützend vor die Sonne.
Der Tag gähnte noch, war schon so alt.
Ich sah ins Heute, verlor mich am Morgen,
verharrte auf den Wogen des Verlangens,
die mich behütet in den Abend bringen.
Sie trugen mich bis zu dem, der da stand
und auf mich wartete. Wir lächelten,
flochten neue Träume, gingen in die Nacht.
Spontanheilung 02/24
Zwischen den Gedankenranken
keimten Machtgelüste auf,
sich für Machbarkeit bedankten,
Terrorpartisanenlauf.
Glaubst du, ich will dir was sagen?
Körpersprache schmerzt mit Faust,
Abwehr solltest du nicht wagen,
sonst die Glock die Haut zerzaust.
Oh, du Opfer, mir zu Füßen,
das Triumpfgefühl verfliegt,
denn ich kann es nicht begrüßen,
Status tief stets unterliegt.
Selbstwertfindung fehlgeschlagen,
enge Grenzen sind gesprengt,
Wortgefechte ausgetragen,
Macht wird von Vernunft verdrängt.
Sommertanz 02/24
Augen haben Wandertag, Ärsche, Bäuche, Brüste,
saugen ein, was man so mag, für spätere Gelüste.
Eingekeilt in heiße Leiber, reiben Haut an Haut,
Kerle, Mädchen und auch Weiber, niemand angetraut.
Wenn die Pärchen sich gefunden, ziehn sie Schritt für Schritt,
aufs Parkett für ein paar Runden, alle tanzen mit.
Noch ein Bier und ein Likörchen röten blasse Wangen
und man flüstert sich ins Öhrchen, nuschelt lieb befangen.
Manche ziehts in dunkle Ecken, wo sie sich umschlingen,
die Gesichter sich belecken und sich fast bespringen.
Lasst sie feiern hier und heute, bald ist es vorüber.
Ungefeiert Lebensfreude schmerzt wie Nasenstüber.
alle.ich 04/24
Ich steh des Nachts auf der Terrasse
und schau zum Sternenhimmel auf.
Ein tiefer Riss durchzog den Himmel.
Was prophezeit, nahm seinen Lauf!
Sie kamen wie ein Wintersturm.
Der Mond hing kalt daneben.
Der Sternenkaiser will Tribut,
dann sollte man ihm geben,
denn wer sich wehrt, bereut es tief,
wird nie sein Leben lieben.
Im Gleichgewicht der Kräfte all
wird Krieg jedoch vermieden.
holografisch? 04/24
Sind wir nur ein paar Infobits auf irgendeiner Scheibe
und projiziern uns körperlich perfekt am ganzen Leibe
auf etwas, was es gar nicht gibt und nennen es Weltall?
Mir fällt dies Denken wirklich schwer, bin ich nur Projektion?
Bin ich verschränkt mit Scheibenbits oder selbst denkend schon?
Schlussendlich auf das Hier und Jetzt erscheint es mir egal.
Ich lieg an dir und deine Hand wandert zur richtgen Stelle.
Das Universum uns egal, wir machens auf die Schnelle
und siehe da, das All erbebt unter Orgasmushall.
Einer flog übers ... 04/24
In meinem Kopf zücht ich ein Loch,
das alles Böse frisst.
Nur die Gedanken, Sachen nicht,
weil man die ja vermisst.
Ich lächle stets, bin freundlich all
und schlucke die Tabletten,
die mir das Kuckucksnest hinlegt.
Ich bin wohl nicht zu retten.
bodenlos 04/24
Ich zog mir den Boden unter den Füßen weg
und ließ mich einfach fallen. Unterwegs begegnete
ich endlich dir und wir erkannten uns.
Es war so schön und einfach. Nur der erste Schritt
kostete mich wahnsinnige Überwindung, doch
du und die Gefühle waren es mir wert.
Wie fielen und liebten uns ewig. Kein Aufschlag,
nur Leichtigkeit, zärtlicher Wind und wir.
Morgen gehe ich eher träumen.
Seitenwechsel 05/24
Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken,
spüre die aufsteigende Wut in mir,
möchte vernichtend parlieren.
Versuche in deine Ebene zu gleiten,
um die Perspektive zu wechseln
und erkenne eiternde Wunden.
Schlucke die Verbalattacke ungesagt,
gestehe dir die letzten Worte zu,
um nicht alles wieder aufzureißen.
Zuspruch 05/24
Der Mond bedeckt sich grad mit Wolken,
der Flieder schimmert in die Nacht.
Du wolltest in die Schwärze folgen,
doch hast nicht an mein Licht gedacht.
Es ist ein Licht, dass all behütet.
Es ist so sanft warm, niemals grell.
Mit seiner Kraft wird dir vergütet,
die Liebe, deiner strahlend Shell.
Ich sah dich auf der Wiese tanzen,
so kapriziös und zauberhaft,
durch Nebel magisch Töne flossen,
wie der Natur unstete Kraft.
Der Mond scheint hell zwischen den Wolken,
der Flieder strahlt weiß in die Nacht.
Du darfst nicht in die Schwärze folgen,
kämpf weiter selbst um Lebensmacht.
no pasaran 06/24
Ich liege auf dem Boden,
die Wange klebt am Schaft,
in Schulter festgezogen,
mein Schuss zieht Rechenschaft.
Optik schleicht durch dunkle Räume.
Sicher! Sicher! schallts ans Ohr.
Abends bluten wieder Träume,
wenn die Falle bricht empor.
Noch sind es nur Silhouetten,
Söldner suchen mich und Sold,
sind als Fackeln nicht zu retten,
bleiben liegen halb verkohlt.
Jagen mich in jedem Leben,
wolln mich knechten, drangsaliern.
Niemand solle nach mir streben,
bin die Freiheit, soll erfriern.
festgehalten 06/24
Ich schwebte über Dächer,
sah Gleise wie ein Fächer
in die weite Welt.
Du würdest mich verfluchen,
würd ich in Fremde suchen,
mit tränenfeuchter Sicht.
So werde ich wohl bleiben,
um mich an dir zu reiben.
Noch auf die Welt verzicht.
Ich stehe auf der Brücke,
erkenn die große Lücke,
die mich hier noch hält.
ersehnt 06/24
Mein Wort war wie ein Stein,
ich schickt es auf die Reise,
warfs in den See hinein,
dort zog es große Kreise.
Auch Funken kaum zu sehn,
erzeugen helle Flammen
und die im Dunklen stehn,
die ruft der Schein zusammen.
Die Ufer wurden voll,
bis tief ins Land Gedränge,
ertönten nun in Moll
sehr fordernde Gesänge.
Denn Frieden heißt mein Wort,
auch Liebe und Vertrauen
spüln Hass und Neid hinfort,
ne bessre Welt erbauen.
ein Lied 06/24
Ich bau euch ein Lied aus vielen bunten Steinen
und gebe es in eure Hände.
Dort werden die Steine allmählich sanft zerbröseln,
glitzern wie geträumte Strände.
Ihr haucht in den Strand euren Odem fest und warm
und Blumen blühen bunt empor.
Sie rankten fröhlich um Herzen und die Seelen,
im Ohr ertönt ein himmlisch Chor.
Ich bau euch ein Lied aus Atem und Stein
und lass es in euch fließen.
Ich träum euch mein Lied aus Frohsinn und Freude
zum lebenslang genießen.
Umformung 07/24
Kein Blitz, kein Sturm, die mich warfen,
mich warfen deine Worte.
Dein Mund ein höhnisch Lächeln
versperrte meine Pforte.
Ziehe Kraft aus meinen Wurzeln,
Zweige streicheln dein Gesicht,
hol dich unter meine Borke
und erstrahl in neuem Licht.
Sauge stinkend Arroganz,
form sie um zu Trauben,
in dir macht sich Liebe breit
und ich beginn zu glauben.
Ich werf die faulen Früchte ab
und recke meine Äste
mit bunten Blüten gen Olymp
mit dir und Lieb als Gäste.
willkommen 07/24
Noch hör ich den Regen rauschen,
kalten Hagel ohne Takt,
bald werd ich den Stimmen lauschen,
die mir künden Neubeginn.
Und ich öffne Fenster, Türen,
wart auf dich am Küchentisch,
sanfter Hauch ist zu erspüren,
fließend leicht deine Gestalt.
Freudig lass ich mich umfangen,
oh, wie hab ich dich vermisst.
Nun ist Schluss mit kühlem Bangen,
weil du, Sommer, bei mir bist.
erleuchtet 07/24
Als ich so stand am Scheibenrand
und trank aus dem Gedankenmeer,
passierte etwas im Verstand
und meine Hülle wurde leer.
Die Perspektiven zogen fort.
Ein Zeitenstrudel nahm mich mit.
Er offenbarte mir den Ort,
aus dem das Leben einstmals glitt.
Mir fehlen Worte und Substanz
ums eloquent zu schildern,
ein Quanten-, String- und Branentanz.
Ich kann es nicht bebildern.
Selbst dort im Nichts hört ich das Wort,
es wuchs wie eine Rebe
und hatte Teufels Saat verdorrt.
Es hieß ganz einfach: „Lebe!“
Gassi.Solo 08/24
Zuhause wurde uns der Wald,
den wir zu zweit erforschten.
Nachdem mein Wölfchen starb,
verwuchsen unsre Wege.
Winkender Farn gab mir die Richtung
durch den neuen Urwald vor.
Brombeere und Schlehdorn waren
damit nicht einverstanden,
so musste ich mich begnügen,
durch Bach und Einschlaglichtungen
zu streifen, um dich zu finden,
die Ruhe in mir selbst.
jede Nacht 08/24
Ich blinzle in die Dunkelheit,
sie blinzelt prompt zurück.
Ich öffne meine Augen weit,
doch sehe ich kein Stück.
Ich bin ins Dunkel eingehüllt,
fühle mich warm geborgen.
Das Licht hat mich stets zugemüllt,
verstärkte meine Sorgen.
Wir ziehen lautlos durch die Nacht,
wie n unsichtbarer Schleier,
und brechen rationelle Macht,
sind Fantasiebefreier.
Des Morgens gleitet sie davon
und lichtet in den Tag.
Nachdem das Traumgespinst zerronn,
erkannt ich den Vertrag.
was wärer wenn ...? 09/24
Ich schau in mein Gesicht von gestern,
erkenn den Hater, der ich war.
Sind wir morgen vielleicht Schwestern,
geht das zwischenmenschlich klar?
Meine Seele ist am Wandern,
andrer Körper, Tag für Tag,
versteh besser so die Andern,
schloss den Lebensvollvertrag.
Als Pilotprojekt empfohlen
von ner höheren Instanz,
seitdem wird kaum noch gestohlen,
Habe gilt nun als Popanz.
Toleranz wächst unbeschreiblich,
Empathie steigt auch enorm,
Wanderseele unausweichlich
bringt die Friedensweltreform.