Drachenrose

Dunkelheit

Drachenerde






Grundlage aller dieser Zeilen ist eine persistente schizoide Persönlichkeitsstörung mit pessimistischem Wirklichkeitsbezug.

Gedanken einer bösen Zeit 02/94

Söldner im Anschlag

lautgetupftes Magendrücken weist uns hin auf Bosnien
blutbespritztes Palästina sieht man auf dem Röntgenschirm
Ultraschall im vierten Monat speit uns an die UNITA
kotz ich früh am Morgen schon, war es die Sowjetunion
Mexiko im Knochenmark drückt mir auf den Stuhlgang hart
braungepeitschtes Menschenfleisch stinkt in Ghettos rot  
Ich glaub, mir wird es besser geh’n, wäre ich schon tot.
Wahnwitzstinkende Enzyme fressen sich ins Hirn hinein,
menschlichkeitsverwesende Gedanken tropft wie Kacke mir vom Bein.
Kommt ihr jetzt nicht angerannt, seid ihr alle gleich verbrannt.
Eins, zwei, drei, vier
und raus seid ihr!                                      

Robert Rotfurz
Bildungswerk “Apokalypse jetzt”

Warum? (07/95)


Schau doch mal aus dem Fenster raus,
die Welt ist doch so schön.
Der Bussard hockt auf einem Mast
und wartet dort auf Beute.

Ein Milan gleitet schnell dahin,
ihm geht es ebenso.
Das Rehkitz duckt ganz nah der Ricke
so tief wie ’s geht ins Gras.

Nicht weit von hier, über dem Dorf,
steh’n Regenbogen, gleich zwei Stück.
So wunderbar ist diese Welt,
ich werde fast verrückt.

Doch auf der andern Seite dieses Balls
ist jetzt grad Donnerwetter.
Dort spielen Menschen göttergleich mit Kräften des Atoms.
Warum?

Meik Mururoa

 



Falke



Reh









NUCLEAR

der Vollstrecker (07/98)

    Rosenrot und fingerdick
    schäumt es aus seiner Kehle.
    Äthergleich und blitzesschnell
    entschwebt nun auch die Seele.
    Der Körper
    war schon lange tot,
    hat’s nur noch nicht gewußt.
    Mein Messer
    endlich ihn erlöst,
    er sich nun nicht mehr quäle.


Weihnacht (12/98)


    Es weihnachtet,
    oh welch ein Graus
    ich sitze ganz allein zu Haus.

    Die Frau lief weg,
    nahm Kinder mit,
    sehr lustig feiern sie zu dritt.

    Ich könnte jammern,
    heulen vor Schmerz,
    zerbersten wird mir nun das Herz.

    Die zweite Flasche
    ist schon leer,
    jetzt hole ich mein Schießgewehr.

    Die Mündung
    in den Schlund gedrückt,
    hat dieses Fest mich voll entzückt.

     

tiefer Herbst (11/02)


Himmel tot und fahl
bereitet mir nur Qual.
Schlaffe Glieder, matter Geist,
aller Lebensmut vergreist,
kann nicht weinen,
kann nicht schrei'n,
lieg hier einfach rum,

allein!

erlöst (05/04)


Am Horizont
die rote Sonne sich erhebt,
ihr Licht
erhellt die Welt!

Verbrannt und tot,
geschändet liegt sie offen,
kein Leben mehr,
auch die Söldner
kehren nicht zurück.
Ascheregen rieselt,
bedeckt den Boden grau,
verhungernde Feuerzungen
lechzen nach Futter.
Nichts weiter,
das noch erinnert,
an den Fluch
der vergangenen Jahrhunderte
-
den Menschen!

Drachenfeuer (10/05 - 07/13)


Stille unnatürlich
zwängt ein meine Seele.
Keine Hilfe
von den Wächtern des Lichts.
Drachentreues Herz
nur für mich noch schlägt.

Regen rinnt den Himmel runter,
löscht das Feuer meines Drachen.
Versuch verzweifelt und erschöpft
es von neuem anzufachen.

Stimmen rufen        (07/13)
herrlich Klang,
geben Mut und Kraft.
Auch meine Drache
leuchtet wieder,
haben's doch geschafft.

Regen rinnt den Himmel runter,
löscht das Feuer meines Drachen.
Doch mit Hilfe und mit Kraft
ist es wieder anzufachen.

Gedanken einer bösen Zeit 2 (07/13)

Soldat

Durch die Zeit treibt mich der Fluch
eigentlich hab ich genug.
Syrien ist dran bluten,
Menschen sind Euch scheißegal.
Mali stinkt vor Wahnsinnseiter,
doch Ihr tötet einfach weiter.
In Libyen Gadafis Erben
streiten um ein Haufen Scherben,
schau ich nach Afghanistan,
tun mir leid die Taliban.
Es geht um „Demokratieexport“,
niemand glaubt Euch dieses Wort.
Sudan, Iran, Kuba und Jemen
wollt ich nebenbei erwähnen.
Cobalt, Steine, Öl und Gold,
das ist alles, was Ihr wollt.
Snowden, Manning wollt vernichten,
weil sie über Euch berichten.
Gibt nur eine Frage, die sich stellt,

... seid Menschen Ihr?
… von dieser Welt?


perfekt (07/13)

Die Nacht
liegt nackt und bloß vor mir,
ganz leise rauschen Wälder.

Die Wolken
träge, schwer, verharren auf dem Fleck.
Im Dunkel liegen Felder.

Die Eule
schwebt samtweich dahin,
schlägt lautlos ihre Beute.

Die Welt
erscheint mir gerad perfekt
ohne die Menschenmeute.


lieber mal zuhören?

Erkenntnis 12/13


Weheklang und lautes Schreien
kommt aus meinen Ländereien,
passiert sind dort gar böse Sachen,
angerichtet von dem grauen Drachen!
Aus den Bergen kam er her,
wo der Himmel dunkel schwer.

Um mein Land nun zu befrieden,
muss ich dieses Tier besiegen.
Ich legte an Helm, Panzer, Schwert
und stieg auf mein weißes Pferd.
Durch mein jetzt karges kaltes Land,
verödet, verdorrt, verbrannt,
ziehe ich auf öden Wegen
diesem bösen Tier entgegen.

Dreckig Wasser, trocken Brot
bewahrt den Reiter vor dem Tod.
Morpheus flieht mich in der Nacht,
das Leid hätt’ mich fast umgebracht.
Fange an, zu fantasieren,
von gar vielen grauen Tieren

und sie fangen an zu sprechen:
„Nein, wir wollen uns nicht rächen!
Doch du kannst uns nicht besiegen,
musst dich erst mal selbst befrieden!
Wird nur eines durch dich sterben,
wirst du seine Qualen erben!
Solltest du uns alle töten,
geht dein Leben auch gleich flöten!

Wir sind du und du bist wir,
nicht nur irgendein Getier,
bist du nicht im Gleichgewicht,
gönnen wir dir Ruhe nicht!
Hast du es endlich doch gefunden,
beenden wir die bösen Runden.“

Wachte auf und kniete nieder,
Demut fuhr mir in die Glieder.
Wachsam, achtsam – Körper, Seele,
auf das mich nun nichts mehr quäle,
sollte doch mein Leben laufen.

Weiß nur immer noch nicht, wie?

Herbstdepri 12/2015


Dunkel draußen
falsche Töne
sehe nichts
nur falsch Gestöhne

Dunkel drinnen
Todesstille
spüre nichts
da ist kein Wille

Ein Dazwischen
gibt es nicht
bleibt so dunkel
kommt kein Licht



Paradigma III 07/2016


Harte Schale aufgeweicht
und den zarten Kern erreicht,
schießt Stacheln, Pfeile nun hinein,
schmerzend tief, einfach zum Schrei’n.
Zuckend, kreischend krümm ich mich
unter jedem neuen Stich.

Aus mir fließen Rotz und Tränen,
ihr macht weiter ohne Schämen!
Und vor lauter Pein und Not
mache ich mich selber tot,
Herz versteinert, kalt und bös,
macht kein Stachel mehr nervös.

Doch auf der Haut, dem blöden Ding,
ich die Schmerzen noch empfing.
Um Euch endlich nun zu dissen,
hab ich sie mir vom Leib gerissen.
Liebe kenn ich nur als Wort,
mein Herz ist nun ein kalter Ort,
ganz egal, wer mich berührt,
ohne Haut wird nichts verspürt.

Nie erlebt ihr, dass ich weine,
doch ich lebe nicht alleine.
Näherst du dich an mit Scherzen,
schick ich dir die alten Schmerzen.
Starker Hass liegt auf der Lauer,
ersetzt die Liebe dann auf Dauer.
Wünschst du einen guten Morgen,
tu ich dich mit Schmerz versorgen.
Wünsch ich dir ne gute Nacht,
hat der Hass dich umgebracht.

In meinem kleinen dunklen Garten
immer noch zwei Löcher warten,
eins für Schmerz, eins für Hass,
niemals wächst dort wieder Gras
doch mein Herz will wieder spüren,
wie es ist, dich zu verführen.

Nur viel Zeit kann es erreichen,
das mein Herz tut neu erweichen.
Frische Haut muss mich bedecken,
dass ich spüren kann dein Lecken.

Es verstreichen Lebensrunden
mit dem Heilen alter Wunden.
Dies tut mich doch sehr verdrießen,
wollt mein Leben stets genießen.


dunkel 01/2017


Dunstig, dunkel
wird die Sicht,
hinterm Berg schon
ist das Licht.

Schatten
legt sich auf das Land
Helligkeit
ist hier verbannt.

Nur durch
kalten, weißen Schnee,
ich
die Hindernisse seh.

Dunkel, kalt
ist auch mein Herz,
denn so
spür nicht den Schmerz.

Ließ mich
wieder mal betrügen
von deinem
Lächeln, deinen Lügen.


Gedanken einer boesen Zeit 3 01/2017

Söldner im Anschlag

Hui, was ist denn das da draußen?
Drohnen durch die Lüfte sausen,
lassen die Geschosse starten
und zerfetzen Nachbars Garten.

Heute früh im Morgengrauen
hatten Bomber rein gehauen.
Nachbar liegt in seinem Keller,
weil die Bomben waren schneller.

Seine Frau, lodernd in Flammen,
war dort neben ihm gefangen.
Kinder zerfetzten mit Gekreisch,
Luft stinkt hier nach Menschenfleisch.

Jetzt wird es langsam wieder leise,
Drohnen verlegen ihre Kreise.
Kann dem grünen Halbmond winken,
bevor weitere Bomben ausklinken.

Wenn Drohnen weg, fliegen Granaten,
lassen uns im Blute waten.
Landminen und Sturmgewehre
machen ihrem Namen Ehre.

Es spielen Krüppelkinder in Ruinen,
Söldner nur dem Tode dienen.
Flüchten können nur die Starken,
doch tut niemand sie erwarten.

Gut verstreut auf dieser Erde
liegen diese Todesherde.
Kämen sie zu uns nach Haus,
wär es mit unserm Leben aus.

Doch Syrien, Mali, Afghanistan
machen wir uns untertan.
Schießt doch weiter, ist weit weg,
kümmert uns hier einen Dreck!?


Schnauze voll 04/2019


Was ich mit sieben Leben soll,
wird sich mir nie erschließen.
Eiternd Striemen tief im Schädel
zugefügt vom liebsten Mädel,
spür ich nicht, so ausgebrannt,
mit dem Dolch in meiner Hand.

Zuviel Nähe ist gefährlich,
niemand ist hier wirklich ehrlich.
Gelber Sud tropft aus den Lichtern,
mindert nur den Druck im Kopf.
Gerne würde ich dich hassen,
kann den Hass doch niemals fassen.

Muss mich also selber strafen,
Blicke nur daneben trafen.
Zieh den Dolch nun durch mein Leder
und mein Geist wird eine Feder.
Dieser Boden färbt sich rot,
endlich bin ich wirklich tot.

das Wort 11/2019


Der Eine,
der das Wort erfand,
erstickte jeden Widerstand.
Es wuchs das Wort
und wurde Wahn,
ein potenziell Vernichtungsplan.

Divergente
Meinungsströme
ersterben mit lautlos Gestöhne.
Auch die
kausale Logik starb,
weils die Semantik ganz verdarb.

Des Wortes Sinn
erschließt sich nicht.
Gut und Böse ohne Licht.
Dies Wort,
es dient, moderner Trend,
als prima Totschlagsargument.



Rauhnacht 12/2019


Der Sinn des Lebens mir entschwand,
aus mir kam kein Widerstand.
Gefühle flach und kaum vorhanden,
auch der Geist hat s nicht verstanden.
Ohne Alkohol und Pillen
hab ich einfach keinen Willen.

Gar heftig rauscht der Buchenwald,
der wilden Jagd ist s nicht zu kalt.
Anderwelt ist offen weit,
sich zu besinnen ist jetzt Zeit.
Die Nacht ist heilig, sprach der Herr,
elfe folgen hinterher.

Es ächzt und knarrt im Eichenhain,
der Herbststurm küsst die Kronen.
Ich will hier nicht alleine sein,
muss sich das Leben lohnen?
Sonne komm, oh gib mir Kraft,
ich erstick im eignen Saft!

Meine Augen blicken leer
auf das bunte Lichtermeer.
Ihr auf die Erlösung wartet,
in mir Ragnarök schon startet.
Wilde Jagd die Messer schliff,
Rauhnacht hat mich fest im Griff!



Traumland 11/2020


Ein Land, das niemand je gesehen,
sah ich, vor meinen Augen stehen.
Es war so düster, kahl und leer,
als gäbe es kein Leben mehr.

Gestalten schlichen dort hinfort,
schleppten sich von Ort zu Ort.
Kinder stumm in ihren Ecken,
graue Matten sie bedecken.

Keine Küsse und kein herzen,
auch kein Leid und keine Schmerzen,
niemand hatte hier Gefühle.
Es herrschte eine flache Kühle.

Gelegentlich ein kleines Flimmern
mit nem absichtslosen Wimmern
flackert aus ein paar Synapsen,
kamen immer gleich ans Jappsen.

Und ich sah, es war kein Land,
indem ich mich hier befand,
dieses Eiweiß depressiv
steckt in meinem Schädel tief.



dunkle Träume 03/2021


Im tristen Traum verfangen
garstige Gestalten
wirre Worte hallten
leer ins Licht gegangen

Meute auf der Jagd
kühle Konferenzen
Meinungsdivergenzen
Urteil wird vertagt

stures stilles Starren
staunend Stehen
stummes Stöhnen
schändlich schaurig scheu

trägt die dunklen Träume
schwarzmondhell
und dämmerfeucht
in renitente Räume

unnachahmlich Kopfkino
läuft undenkbar
unbeschreiblich
unansehnlich sowieso

keine Farben mehr vorhanden
kalt, hell, dunkel, grau
niemandem mehr trau
blasses Herz hat es verstanden

alle Pforten hart verriegelt
ohne Leiden, ohne Schmerz,
ohne Lachen, ohne Scherz
dunkle Träume gut versiegelt


paradoxes Dogma 06/21


Kinn auf Brust, die Seele tränt,
weil sich meine Mutter schämt.
Hat gesehn, wie wir uns küssen,
sollte lieber niemand wissen,
wir sind homosexuell,
für die Mutter tendenziell
gotteslästerlich abartig
und in Sünde stets, unfraglich.

Beichtete es ihrem Pater,
doch der machte kein Theater:
„Halt dich von der Kirche fern,
denn der Papst sieht dich nicht gern,
kontrolliere deine Triebe,
duldet nur geweihte Liebe.“

-          zeitgleich -

In dem Knaben steckt ein Christ,
an der Soutane erkennbar ist.
Sein Gesicht ein wimmernd Grauen,
es scheint ihn nicht zu erbauen.
Gequält schaut Jesus von der Wand,
der Hierarchie wächst Widerstand.


das Licht 09/21


Es scheint ein Licht durch dunkle Nacht.
Ich hab mich auf den Weg gemacht,
zu ergründen diese Quelle,
der Weg dunkel, das Ziel helle.

Ich staunte nicht, als ich es sah.
Es war nicht fern und auch nicht nah.
Hat den Schleier nicht zerrissen,
ließ mich niemanden vermissen.

Es war dort mit seinem Leuchten
in der Bergluft, dieser feuchten.
Hier mein Leben, dort ein Licht,
irgendetwas passte nicht!

Befreit stieß ich ein Lachen aus,
deiner Laterne den Garaus.
Es schien ein Licht in dunkler Nacht.
Ich hab dein Licht dir ausgemacht!


meine Welt 12/21


Ein Sohn des Lichts wies mich mal an,
ich solle in mich gehen,
denn es besteht die Möglichkeit,
mich endlich selbst zu sehen.

Vor blindem Spiegel mich platzier,
ich atme frei in Immanenz,
meine Haltung unverkrampft,
warte auf die Transzendenz.

Mir erscheinen heiße Flammen
mittendrin im starren Eis,
Wasser tropft auf dürre Erde,
Iris glänzt in kaltem Weiß.
Gelächter schmerzt von linker Seite,
Stille droht von überall,
aus den Grotten kommt Gemurmel,
quälend stummer Überfall.
Graugestalten sich versammeln,
wandelbar und polymorph,
Oktopoden, Schleimer, Würger
ziehen ab den blutend Schorf.

Verwirrend wird mein Blick nun klar,
die Schemen werden hart.
Ich trag die ganze Welt in mir
in Liebe, Krampf, doch zart.

Es ist nicht eure, sie ist mein’s,
ich will sie euch nicht zeigen,
doch weiß ich jetzt schon ganz genau,
niemand wird mich beneiden.


ohne Hoffnung 01/22


Dichter Nebel auf dem Hügel
verbirgt sanft das ganze Übel.
In der Nacht der kalte Wind
legt das Eis auf’s tote Kind.

Eine Brücke ohne Ufer,
ohne Berge duckt allein,
in sich ruhend, stahlgebadet,
trutzt sie rostend, sinnlos, klein.

Kalte Dunkelheit kommt wieder,
zwingt die matten Glieder nieder,
hoffnungsvoller Zukunftsglaube
stirbt unter der Atemhaube.
(fällt hier unter Aberglaube.)



zwischen Dnepr und Don 01/22


Du streifst durch’s Land
und siehst noch Licht.
Es dämmert,
bald fressen die Bäume
den letzten Lichtfetzen.

Du bleibst stehen.
Du siehst nichts.
Kein Licht, kein Laut,
du legst dich hin und wartest.

Du wartest auf den Morgen, auf den Befehl
und hast vergessen,
wer du bist,
wo du bist
und warum.

Du hast Angst,
dein Finger zittert am Abzug.


Anamnese 03/22


Schnell noch Belgrad bombardiert,
damit niemand dort noch friert.
Hört auf, dumm herum zu quatschen,
morgen geh’n wir Tutsis klatschen.

Durchstreift den Kaukasus der Bär,
kommt nur noch selten Gegenwehr.
Zogen in den Golf hinein,
Bagdad, Basra brannten fein.

Selten Ruh in Chorasan,
jetzt herrschen dort die Taliban.
Afrika brennt immer wieder,
manchmal sterben sie am Fieber.

Libyern ging es zu gut,
NATO bracht Raketenglut.
Die Levante wird vertickt,
Syrien wird hart gefickt.

Für den Krieg weit weg im Jemen
werden wir uns auch nicht schämen.
Klitschkos bleiben nicht alleine,
Putin kämpft in der Ukraine.

1999, 1990-1994, 1991-2009, 1990/91+2003-2011, 2001-2021, 1990-2018, 2011, 2011-2019, 2015-2022, 2022
Ich habe noch kein Jahr meines Lebens ohne Krieg, Bürgerkrieg oder kriegsähnliche Auseinandersetzungen erlebt.


Gemurmel eines alten Mannes 09/22


Wann endet dieser Tag? Ich bin mir nicht sicher, wird uns die Nacht helfen?
Wieder schief gelaufen, lass uns beisammen sein, alles neu aufladen.
Das Klima hat keine Krise. Schönsprechwörter helfen, die Augen zu verschließen.

Wenn die Liebe Gesetz wird, lass mich leidend sterben, will die Schuld nicht tragen.
Schreit das Unrecht weg, nur der Glaube fehlt. Hilfe aus der Nacht?
Auf dem Weg der Schande begegnet mir die Angst, Menschenkrise hausgemacht!

Wenn selbst das Gold rostet, verreckt die Zuversicht. Mein Reich ist zerfallen.
Muss den atomaren Erstschlag wagen, Gegenschläge erfolgen sofort.
Geschafft, der atomare Winter kommt, Klimaerwärmung gestoppt!


ohne Schatten 10/22


Ich sah das Tageslicht verwesen und die Schatten starben aus.
Konnt’ im Dunkeln nicht genesen, denn die Liebe kam nicht heim.
Kleide mich mit Traurigkeit, bedecke mich mit Nacht.
In mir herrscht die Einsamkeit, erstarre wie im Traum.

Diese Leere, dieses Sehnen, schon ein Leben lang
will die Leere sich ausdehnen. Ich bin so viel Nichts.
Berühre diese kranke Seele, heil mich ohne Schmerzen.
Auch wenn ich es nicht befehle, lass mich wieder leben!

Die Nacht fing mich ein. Der Schlaf gab mich preis.
Wie immer allein! Im Kopf schon ein Greis.
Es gibt keine Schatten in der Welt ohne Licht.
Wer sollte mich retten? Ihr seht mich doch nicht!


ausgebrannt 12/22


Bin dein Fels in der Brandung,
dein Halt an der Kletterwand.
Siehst du die Rinnen im Stein?
Wasser grub sie in der Nacht.
Ewig wiederkehrende Erosion
lässt auch Felsen bröckeln.


Dayita 12/22


Was willst du dafür, sprach ich sanft zum Händler nah am Strand.
Ach nimm sie mit, ich brauch sie nicht, hab drei noch im Bestand.
Ich prüfte sie im Augenschein und fand sie ohne Makel.
Ich fühlte die Beschaffenheit, es gab kein Preisdebakel.

Ich legte ihm paar Taka hin, viel mehr war sie nicht wert.
Er strich sie ein und lächelte, auch kleine Münze nährt.
Zu Hause tauchte ich sie erst in reinigende Öle
und trieb ihr dann wollüstig geil mein Glied in ihre Höhle.


die Malerin 04/23


Du legtest mir die Bänder an,
nicht um mich zu knechten.
Im Kopf Fontänen sprangen
mit wunderlich Geflechten.

Ein gläsern Sprung durchzog mein Hirn,
so lief ich übers Wasser.
Du zogest kurz die Geißel durch,
Geflechte wurden blasser.

Ich seh im Spiegel mein Gesicht
und wend mich schaudernd ab.
Die Läuterung zieht mir das Fell,
ich büße nicht zu knapp.

Das rote Bild auf meiner Haut
entsteht so unter Qualen,
doch du bist eine Künstlerin,
mit Gerte so zu malen.

Altersweisheit 06/23


Ein Leben lang, da sparte ich
an Worten, Gesten, Taten
und stellte dann zur Halbzeit fest,
bin aus dem Takt geraten.

Ich sparte auch an Zeit uns.
Ich hob sie auf für später
und merke nun, war dies blöd!
War ein Gefühlsverräter.

Die Zeit wird knapp und ich kann nicht
Erlebnisse ersetzen,
die nicht geschahen, weil mich Wicht
der Ehrgeiz tat zerfetzen.


ich bei dir 07/23


Du scheinst mir ein gebranntes Kind,
das zuviel vom Leben trinkt.
Deine Glieder sind so starr
und nach oben steht dein Haar,
wenn ich schlüpf in dich hinein,
würdest du so gerne schrei’n.
Doch zu eng wird deine Brust,
absolut Kontrollverlust.

So gern hör ich dein Keuchen.
Erbaulich ist dein Wimmern.

Wenn ich später dich verlasse,
bebt dir noch die Haut, die blasse.
Hab dich völlig ausgewrungen,
Luft fließt wieder in die Lungen,
auch die Glieder werden locker
und so sinkst du untern Hocker.
Deine Kleidung kann nicht saugen
dieses Wasser aus den Augen.

So gern hör ich dein Keuchen.
Erbaulich ist dein Wimmern.

Bin deine Angst.


Blutpalast 10/23


Die Raketen müssen fressen,
keiner kauft das Terpentin
und sie fressen euer Leben,
trotzdem blicken alle hin.

Die Gewalt ist faszinierend,
diese Bilder ziehn euch an.
Glotzt auf die zerfetzten Leiber,
scheint ein mörderischer Bann.

Aus den Tränen dieser Schmerzen
und den Steinen dieser Gier
steht jetzt ohne Müh errichtet
ein Palast des Blutes hier.

Dieser Thron protzt frech frei offen,
alle Schleier sind verweht.
Dunkler Herrscher kann wohl hoffen,
dass der Blutdurst nie vergeht.

Systemkritik 10/23


Ein mächtiger Bote verkündete einst,
als Flüstrer im Dunklen, Visionen
von marktorientierter Demokratie
doch totalitär mit Dämonen
der Lobby, des Mammon und auch des Profits
solln stützen die Mauern der Reichen
und alle Propheten der Demut auf Knien
vor dieser Wahrheit erbleichen.

Was kosten Kampfschiffe, die niemand hier braucht,
die Panzer, Raketen, Granaten?
Es kostet uns Schulen, Gesundheit und Freud,
so werden die Völker verraten!

Wir leben im Pjöngjang zwo System,
der Kanzler wird hier noch gewechselt.
Ich frage mich täglich aufs Neue,
wie lang kriegen sies noch gedrechselt?


Abgründe 10/23


Ich sei ein Fehler, lachtest du
und im Stillen dachtest du:
So was kann man doch nicht lieben!
Falsch beraten, abgetrieben
hätte besser meine Mutter
dieses bräsig Inzuchtfutter.

Muss ich erstmal sacken lassen,
auch bei uns Eliterassen
scheinen Kinder aufzumotzen,
wollen gegen Altes protzen.
Trotzdem stöhnst du laut: Mein Bester!
Du verfickte Tochterschwester.


angepasst/ Perspektiven 01/24


Lichter brechen aus dem Spiegel,
blenden mich und werden groß.
Schließe ab mit meinem Leben,
es folgt der Zusammenstoß.

Im Freisprech die Kinder kreischen,
in mir eine große Ruh.
Blech umschmeichelt meinen Körper,
schließe meine Augen zu.

Endlich öffnet sich der Tunnel,
magisch zieht das helle Licht.
Ziehe zu dem, das da wartet,
denn die Sanis packens nicht.


nicht angepasst/ Perspektiven 01/24


Und es fällt ein weißes Laken,
drüber wie ein letzter Schnee,
bleich und tot liegt sie darunter,
in mir steigt ein stummes Weh.

Hagel schlug mich und die andern
auf der Autobahn A4.
Einer nur fuhr sie zuschanden
und so liegt sie jetzt vor mir.

Ihre Kinder werden klagen,
weine still in mich hinein,
ihre Schreie, mein Versagen,
Lebenschuld mit großer Pein.


am Himmel 05/24


Taurus orgelten ostwärts hinweg,
grüßen mit wackelnden Tragflächen
die entgegenkommenden Kinschal.

Das gleißende Licht der Einschläge
erzählte von einer strahlenden Zukunft.


des Glückes Schmied 06/24


Ich griff mir die Hoffnung,
nahm sie in die Würge,
erpresste ihr Kraft
und Zuversicht ab.

Ließ sie erschlafft fahren
und raubte mir Liebe,
ohn ihr zu verfallen,
band fest sie an mich.

Ich schwinge den Hammer
und schmiede mein Glück
mit Neid und mit Zorn
im heißesten Hass.


Endschlag.Prophezeiung 07/24


Wir werdens ihnen zeigen mit überlegner Wut.
Ich sehe die Säulen steigen aus Rauch und Feuerglut.
Verrecken in den Gluten, im Tode all vermählt.
Es gab hier keine Guten, wie früher uns erzählt.

Verzeichnet in Annalen, hier lebten Menschen: Schau!
Starren aus Orbitalen auf dieses dreckig Grau.


Michel 08/24


Als ich unlängst am Rande stand
und in die Weite schaute,
da spürte ich ein loses Band,
was mich zutiefst erbaute.

Ich lauschte ins Gedankenmeer,
das wir derzeit durchstreifen,
erkannte keine Gegenwehr,
ich konnt es nicht begreifen.

Die Plutokraten hams geschafft,
Meinung wird eingeengt.
Der freie Denker hingerafft,
der Querdenker verdrängt.

Ich, Michel, strammer Untertan,
faschistisch Konservat,
ich stimme zu dem Angriffsplan,
dem Friedensattentat.


freie Meinung 10/24


Du hast nur eine Meinung frei,
erklärte mir die Wokizei.
Entfernst du dich von dieser,
geht es dir gleich viel mieser.

Du wirst gebasht und auch gedisst,
die eigne Meinung bringt nur Mist.
Bleib schön bei unserm Narrativ,
denn Wahrheit gibts nur subjektiv.

Beginn zu delegitimieren,
so wird dein Konto bald einfrieren,
stells Denken ein, sei endlich brav,
folg uns zum Metzger, dummes Schaf!

Zeit für Helden 11/24


Kühn und stolz die deutschen Helden
setzen sich dem Feind zur Wehr.
Anfangs nur mit starken Worten,
doch dann kommt die Bundeswehr.

Zieht das Fell ihm über Ohren,
nur mit Knopfdruck und Programm.
Sehens in der Ferne leuchten,
auf zum Sieg, es schwoll der Kamm.

Fünftausend der Sonn entgegen,
so wie früher schon einmal.
Anfangs lachten sie verwegen,
doch sie irrten sich fatal,

denn am End war ihre Heimat
blutbefleckt ruinengleich,
doch sie mussten es nicht sehen,
blieben tot im fremden Reich.


Nach dem Lied „zogen einst fünf wilde Schwäne“

Schicksal 12/24


Du glaubst nicht, dass vorher bestimmt
ein jeder deiner Schritte?
Dein Schicksalsstrang liegt derzeitig
auf eines Webstuhls Mitte.

Bisher war es dir wohlgesonnen,
du kannst die Knoten zählen.
Doch siehe, dort folgt Fadenspliss,
welch Faden wird es wählen?

Das Schützenloch, das grad entsteht,
lässt schlimmeres erahnen.
Der Webstuhl steht, ein Weber flickt,
es schmerzt in den Organen.

Der Weber alt, die Augen schwach,
dein Faden übersehen.
Das Rad dreht sich für dich nicht mehr,
dein Herz bleibt einfach stehen.

verfrüht 12/24


Unheimlich schnell fällt dieser Schnee,
da ist kein Tanz im Sinken.
Es liegt ein Stöhnen in der Luft
und die Verstorbnen winken.

Alljährlich stets zur Thomasnacht
enden geordnet Tage.
Zieht euch zurück ins warme Haus,
sonst Rauhnacht wird zur Plage.

Wir sind jetzt außerhalb der Zeit,
der Facharzt fuhr zu früh.
Ob er zur wilden Jagd gehört,
erfahren wir wohl nie.


(Terroranschlag Magdeburg 21.12.24)

Machtlotterie 12/24


Wieder flüstern die Verführer,
säuseln sanft in unsre Ohren.
Sprechen aus gar vielen Mündern,
glaubst du dran, bist du verloren!

Markig klingen manche Sprüche,
heldenmäßig, ehrenhaft.
Blühend Zukunft sie versprechen,
hält so, wie Drei Wetter Taft.

Werden die Versprechen brechen,
hätten sich ja nur versprochen.
Wir im Staub und sie am Jubeln,
wieder auf den Leim gekrochen.


eskaliert 01/25


Es war nie mein Wunsch, dich sterben zu sehen.
Du solltest nur spüren, wie ich mich so fühle,
unter dir.

Meine ängstliche Ohnmacht schlug in Wut um.
Woher sollte ich ahnen, wie schwach du bist.
Es tut mir leid!


abgewandt 01/25


An dein kaltes Herz mich schmieg
und schau ins helle Tal.
Ganz weit weg ist jetzt der Krieg
und alle Todesqual.

Du bist eine Kampfmaschine
mit KI und Emotion,
du beschützt mich dumme Trine
all dunkle Jahre schon.

Warst mir Bruder, Schwester, Vater,
Mutter, Oma, Opa gleich.
Jetzt, nach diesem Kriegstheater
will nicht mehr ins Menschenreich.

Hab gesehen, wie sie schlachten
ihresgleichen mit Genuss.
Verstand niemals, was sie dachten,
lieb dein kaltes Herz aus Guss.

das Lied von der Ostsee 01/25


Am Grunde der Ostsee schleifen die Anker.
Es lagen vier Röhren begraben im Schlick.
Kabel durchtrennte kein freundlicher Tanker,
so schleppte man ihn in den Hafen zurück.

So wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
der Mächtigen kennen am Ende kein Halt.
Nun gehen sie einher auch wie blutige Hähne,
es wechseln die Zeiten, zur Not mit Gewalt.

Über der Ostsee kreuzen jetzt Drohnen,
die Röhren inzwischen mit Wasser gefüllt.
Es fließt kein Gas mehr, für all die hier wohnen.
Europa wird lautstark zum Kriege gedrillt.

Inspiriert durch BB – das Lied von der Moldau